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Von „großen“ Sportteams für die Organisations- und Managementpraxis lernen (Teil 3)


Jürgen Klopp als Team- und Organisationsentwickler

In dieser Beitragsreihe wird der Frage nachgegangen: Wie hat Jürgen Klopp es eigentlich geschafft, "große" Sportteams zu entwickeln?


In jedem Fall erst einmal dadurch, dass er sich etwas "Großes" vorgenommen hat. In seinem Fall: Mit seiner Mannschaft das Leben der Fans verbessern. Das ist mit Blick auf die aktuelle Nachrichtenlage hoch aktuell: Wie wichtig wäre es doch, wenn das nachhaltige Wohl der Mitmenschen im Mittelpunkt steht und nicht nur der persönliche Nutzen, Dominanzerwägungen oder betriebswirtschaftliche Kalküle. Dass ein Ansatz zum Wohle der Mitmenschen einen sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg keineswegs ausschließt, sondern sogar fördert, zeigen die Erfolgsgeschichten seiner Teams in Dortmund und Liverpool.


Wie Jürgen Klopp mit einem inspirierenden Zielbild und gemeinsamen Werte die Grundlagen für den späteren Erfolg gelegt hat


Ausgehend von einem tiefen Verstehen seines relevanten Umfeldes und dem Kultivieren wertvoller Beziehungen entwirft Jürgen Klopp gleich zum Antritt seiner Trainertätigkeit in Liverpool ein attraktives Zielbild und wirbt dafür um Unterstützung.

Seine Mission benennt er in seiner Antrittsrede wie folgt:

Wir müssen die Fans unterhalten (...). Wir müssen ihr Leben besser machen.

Wie will er das erreichen? Durch sportlichen Erfolg, aber vor allem durch das Auftreten der Mannschaft auf und neben dem Platz.

Sein Ziel ist es, mit seiner Mannschaft in Resonanz zu Fans und Umfeld zu treten und mit allen gemeinsam die tiefe Überzeugung zu entwickeln, dass ein neues Erfolgskapitel geschrieben werden kann:

Now we have the possibility to write a new story if we want. (...) We have to change from doubt to believers'.

Ein zentraler Erfolgsbaustein ist die Auswahl einer passenden Spielphilosophie, die gleichermaßen sportlichen Erfolg bringen und passfähig zum Umfeld sein soll. Eine echte Gratwanderung, denn es reicht nicht mehr aus, irgendwie erfolgreich zu sein. Auch die Art und Weise, wie diese Erfolge erreicht werden, soll für Begeisterung und schließlich Resonanz sorgen. Seinen Mannschaften in Dortmund und Liverpool verordnet er einen hochintensiven Vollgas-Fußball, wie er es nennt, bei dem die Gegner durchgängig und mit hoher Laufbereitschaft ständig unter Druck gesetzt werden. Dieser Spielstil ist, wie er aus akribischen Analysen von Spielverläufen und Trends im modernen Fußball weiß, hoch effizient, denn Tore werden sehr häufig dann erzielt, wenn Gegenspieler im Spielaufbau den Ball verlieren. Was aber ebenso wichtig ist: Die Spielweise muss zum Umfeld passen. Und das heißt: Die Fans in Dortmund und Liverpool müssen sehen können, dass von Spielern alles auf dem Platz gegeben wird – mit hoher Leidenschaft, aufopferndem Einsatz und authentischer Emotionalität. Nur dann werden die Fans bereit sein, ihre volle Unterstützung zu geben und damit zum wichtigen 12. Spieler auf dem Platz zu werden. Aber auch das reicht noch nicht aus, um die Mannschaft auf den gewünschten Kurs zu führen. Jürgen Klopp entwickelt mit seinen Mannschaften gemeinsame Regeln zur Förderung gewünschter Verhaltens- und Handlungsweisen. In Dortmund heißt dieser Wertekanon: „Das Versprechen“. Inhalt und Bedeutung dieses Wertekanons beschreibt das Dortmunder Urgestein Kevin Großkreutz, ein Stammspieler der Dortmunder Meistermannschaft der Spielsaison 2010/11 und 2011/2012, sehr eingängig in einem Artikel in der Welt:

In der Baracke an unserem Trainingsgelände hängt ein großes Blatt Papier an der Wand. Darauf steht groß geschrieben. "Das Versprechen". Und darunter steht, was wir uns versprochen haben: "Bedingungsloser Einsatz", "Leidenschaftliche Besessenheit", "Zielstrebigkeit unabhängig von jedem Spielverlauf", "Jeden zu unterstützen", "Sich helfen zu lassen", "Jeder stellt seine Qualität zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft" und "Jeder übernimmt Verantwortung".

Und die positiven Folgen für die Spielweise der Mannschaft benennt er gleich mit:

Unser Trainer Jürgen Klopp und alle Spieler haben das unterschrieben. Und so haben wir auch gespielt. Mit Leidenschaft. Wir haben Vollgas gegeben.

Fortsetzung folgt.

 

Bisherige Beiträge:

 

Das Gute vorab: Starke Teams und Organisationen können auch ohne die oft zitierte Klopp-Magie mit den passenden Denkmodellen, Methoden und Herangehensweisen systematisch entwickelt werden. Mit unseren CoLabs bieten wir ein geeignetes Bildungsformat an, um die notwendigen Kompetenzen zu entwickeln.

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